Wald schützt – KLAR! Exkursion in den Objektschutzwald Rauchmäuer gibt spannende Einblicke

In den 1990er Jahren und in den beginnenden 2000er donnerten gehäuft Steinschläge von den Rauchmäuern hinunter in den Ort – ein Startschuss für das Flächenwirtschaftliche Gemeinschaftsprojekt Rauchmäuer. Am Montag, den 26.05.2025 ereignete sich in Wildalpen ein Felssturz – ein kniehoher Felsen donnerte von der Projektfläche ins Tal.
Wildalpen, 20. Mai 2025 – Zwei lehrreiche Exkursionen führten interessierte Besucherinnen und Besucher in den Objektschutzwald Rauchmäuer. Eingeladen hatten die KLAR! Natur- und Geopark Steirische Eisenwurzen, die Gemeinde Wildalpen, die Forst- und Landwirtschaftsbetriebe der Stadt Wien sowie die Wildbach- und Lawinenverbauung.
Im Fokus der Veranstaltung standen die bedeutende Schutzfunktion des Waldes sowie das Zusammenspiel von Forstwirtschaft, Jagd und technischer Verbauung im Objektschutzwald Rauchmäuer.
Am frühen Nachmittag begleitete eine Schülergruppe der Grabnerhofschule Admont unter Anleitung von Oberforstrat Peter Lepkowicz, Revierleiter Manfred Arrer und Gebietsbauleiter Markus Mayerl (Wildbach- und Lawinenverbauung) den Aufstieg zur höchsten Erhebung des Objektschutzwaldes Rauchmäuer. Vor Ort erklärte Markus Mayerl die Funktionsweise der technischen Schutzbauten und die Ziele des Flächenwirtschaftlichen Gemeinschaftsprojektes Objektschutzwald Rauchmäuer.
Danach stand der zweite Exkursionsdurchgang mit Erwachsenen auf dem Programm an – mit einem besonderen Fokus auf die Rolle der Jagd in Verbindung mit dem Schutzwaldmanagement. Eine sachliche und aufschlussreiche Diskussion beleuchtete, wie gesetzliche Rahmenbedingungen und jagdliche Praxis ineinandergreifen bzw. auch Konfliktpotentiale beinhalten – speziell im Kontext des Projekts im Objektschutzwald Rauchmäuer.
Warum der Objektschutzwald Rauchmäuer unverzichtbar ist
Die Ausgangslage bei Projektbeginn im Jahr 2013 zeigte ein alarmierendes Bild: Der Wald wies große Lücken auf und konnte seine Schutzfunktion gegen Naturgefahren, wie Lawinen oder Steinschlag nicht ausreichend erfüllen. Das Potenzial zur natürlichen Verjüngung war jedoch hoch – es scheiterte jedoch an einem zu hohen Schalenwildbestand (v. a. Gams-, Reh- und Rotwild), der Jungpflanzen massiv verbiss.
Deshalb vereinbarten die Stadt Wien und ein angrenzender Grundeigentümer eine langfristige Schwerpunktbejagung über die gesamte Projektlaufzeit von 30 Jahren – eine entscheidende Voraussetzung für die Errichtung weiterer Schutzmaßnahmen im Objektschutzwald Rauchmäuer.
Erfolg sichtbar: Deutliche Verbesserung in zehn Jahren
Das regelmäßige Monitoring zeigt inzwischen deutlich sichtbare Erfolge: Waren zu Projektbeginn noch rund 65 % der jungen Triebe verbissen, liegen die Werte heute – nach zehn Jahren – bei nur noch 10 bis 15 %. Im Gelände des Objektschutzwalds Rauchmäuer ist diese Entwicklung gut erkennbar: Die Schülerinnen und Schüler zählten bei der Exkursion mehr als zwölf verschiedene natürlich vorkommende Baum- und Straucharten – darunter Mehlbeere, Bergahorn, Faulbaum und Felsenbirne.
Besonders wichtig ist dabei nicht die Größe der Bäume, sondern die Vielfalt und Struktur des Waldes – gerade im Winter sorgt dichter Strauchbewuchs für Schneehalt und verhindert so gefährliche Rutschungen oder Erosion, die nachwachsende Verjüngungsebene wieder zerstören würden.
Wald – der beste und günstigste Schutz
Ein gesunder Schutzwald wie der Objektschutzwald Rauchmäuer ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich die beste Lösung, um Menschen, Gebäude und Infrastruktur vor Naturgefahren zu schützen. Technische Maßnahmen sind kostenintensiv – im Projekt Rauchmäuer flossen allein drei Viertel der Gesamtkosten in die unteren Fangnetze. Die restlichen Mittel kommen der waldbaulichen Pflege und der jagdlichen Schwerpunktbejagung zugute. Markus Mayerl von der Wildbach- und Lawinenverbauung, Gebietsbauleitung Steiermark Nord führt aus: „Die Erhaltung des Objektschutzwaldes Rauchmäuer ist Voraussetzung für die Sicherheit des Siedlungsraumes in Wildalpen. Nur in Kombination mit einem funktionierenden Schutzwald werden die technischen Maßnahmen in diesem Bereich langfristig Schutz bieten können.“
Herausforderungen bleiben
Trotz aller Erfolge steht der Wald – auch im Objektschutzwald Rauchmäuer – unterzunehmendem Druck: Der Klimawandel bringt längere Trockenphasen, Extremwetter und Stürme, die die Widerstandskraft der Wälder auf die Probe stellen. Vielfalt ist ein Schlüssel zur Resilienz, doch auch widerstandsfähige Wälder sind nicht vor Schäden gefeit. Umso wichtiger sind langfristige Projekte wie jenes in Wildalpen – wichtig ist hier, dass es eine faktenbasierte Zusammenarbeit zwischen Waldbesitzer, der Jagd und den Behörden gibt und auch ein Bildungsauftrag einhergeht – zum Nutzen von Menschen und Natur.
Am Montag in der Früh ereignete sich in Wildalpen ein kniehoher Felssturz, der eindrucksvoll zeigte, wie wichtig ein intakter und strukturreicher Objektschutzwald ist. Der Felssturz ging oberhalb der Projektfläche „Rauchmäuer“ ab und stürzte ungehindert ins Tal – in Richtung Poschenhöhe/Hinterwildalpen. Da im betroffenen Bereich weder ein Steinschlagschutznetz vorhanden war noch der Objektschutzwald ausreichend ausgebildet ist, konnte der Sturz nicht aufgehalten werden und erreichte das Tal ungebremst.
Diese Exkursion wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen des Programms „KLAR! – Klimawandel-Anpassungsmodellregion“ durchgeführt.