Gesäuse im Fluss

Gesäuse im Fluss
Der alpine Raum zählt in Österreich zu den am wenigsten erschlossenen Gebieten. Dieser geringe Erschließungsgrad geht Hand in Hand mit der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung der Region. Neben den Schutzgebieten spielen auch die extensive Landnutzung und die Erholung eine zentrale Rolle für die Gesellschaft. Die Alpen sind für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Arten letzte Lebensräume und Rückzugsgebiete. Gleichzeitig bieten diese imposanten Lebensräume, ideale Orte für Umweltbildung und Vermittlung von Naturschutzthemen. Durch intensive ökonomische Nutzung (Wasserkraft, Tourismus), zunehmender technischen Erschließung (Speicherteiche, Hochwasser- & Lawinenverbauungen), sowie globalen Problemen (Klimawandel, Mikroplastik und Schadstoffeintrag) geraten diese Ökosysteme zunehmend unter Druck. Trotz intensiver Forschung fehlt es hierbei an Wissen und Lösungen zu den Konflikten der Nutzung, dem Schutz und der Wiederherstellung alpiner Flusslandschaften. Streng geschützte Großschutzgebiete bieten die idealen Voraussetzungen für die Erforschung natürlicher Prozesse, sowie Entwicklung naturbasierter Lösungen und den Möglichkeiten zum transformativen Wandel der industrialisierten Flusslandschaften in Europa.
In Österreich bilden die drei bestehenden Schutzgebiete UNESCO Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal, UNESCO Global Geopark Steirische Eisenwurzen und der Nationalpark Gesäuse ein bedeutendes Natur- und Kulturerbe, die durch eine breite Palette an menschlicher Nutzung und Schutz vor menschlichen Eingriffen gekennzeichnet sind. In diesem Kontext helfen die Schutzgebiete von natürlichen Prozessen zu lernen, sowie diese Prozesse auch zu schützen. Folgende Projektziele wurden definiert:
- Implementierung einer integrativen, systematischen und nachhaltigen Entscheidungsmatrix, einschließlich Handlungsempfehlungen zur Lenkung der touristischen Wassersportnutzung. Mittels hydrodynamischer Berechnung von hydraulischen Parametern und der Identifikation von kritischen Wasserständen wird der Schutz, Erhalt und die Wiederherstellung ökologisch wertvoller Lebensräume (Actitis hypoleucos, Myricaria germanica) sichergestellt.
- Untersuchung von flussmorphologischen Prozessen unter Berücksichtigung der Folgen des Klimawandels. Die Ableitung von Prozessen ermöglicht die Entwicklung naturbasierter Lösungen, die zum Schutz und der Förderung funktionaler Habitate trotz Wasserkraft und Hochwasserschutz beitragen. Der transdisziplinäre Ansatz zum Schutz und zur Wiederherstellung natürlicher Flusseinzugsgebiete ist entscheidend für die Umsetzung von Strategien zur nachhaltigen Sicherung (In-Wert-Setzung) eines natürlichen Sedimenthaushalts. Zusätzlich wird der transdisziplinäre Ansatz die beteiligten Interessensgruppen vernetzen und eine wertvolle Grundlage für Umweltbildung bieten.
- Entwicklung von transformativen Lösungen zur Verringerung der vielfältigen gesellschaftlichen Konflikte im Alpenraum. Durch Kartierung und Erarbeitung vergangener Landnutzung, sowie Implementierung von Klimawandelszenarien wird mit GIS-basierter Simulation Möglichkeiten einer nachhaltigen Landnutzung berechnet. Ziel ist es, Lösungsansätze für die Land- und Bodennutzung zu entwickeln, um die Auswirkungen des Klimawandels zu mildern.
- Aufbau eines Langzeitmonitorings zur Erfassung des Eintrags von Mikroplastik in Flüsse, sowie Implementierung von Messmethoden klimawandelspezifischer Parameter. Die Etablierung eines neuartigen Wärme- und Lichtmonitorings wird die Erforschung der Folgen des Klimawandels über die Projektlaufzeit hinaus ermöglichen. Ziel ist es, eine langfristige Umsetzung durch die Einbindung von Citizen Science zu erreichen, um Menschen für flussmorphologische Prozesse und den Artenschutz zu begeistern und sie für die Folgen des Klimawandels zu sensibilisieren. Das Projektteam besteht aus einem interdisziplinären Team aus Wissenschaftler*innen der BOKU University (Ökohydraulik, Sedimenthaushalt, Mikroplastik Forschung), Expert*innen im Bereich Naturschutz & Biologie (Nationalpark Gesäuse), sowie Umweltbildungsspezialist*innen des UNESCO Weltnaturerbe Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal und des UNESCO Global Geopark Steirische Eisenwurzen.
Funding within the Austrian Academy of Sciences „Earth System Sciences Program

